Meine Pferde

Meine kleine Herde besteht in erster Linie aus (ehemaligen) Schulpferden, die für mich und mit mir von 1999 bis 2014 im Einsatz waren. Sie alle bereiteten unzähligen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen viele schöne Stunden. Sie trugen und ertrugen uns, sie waren freundlich zu Menschen mit und ohne Behinderung und tolerant zu Kindern mit Verhaltensproblemen. Sie marschierten mit uns auf Umzügen, kinderreichen Ausflügen und Wanderritten. Sie bestritten mit uns Vorführungen, Sommerfeste und Reiterspiele, begleiteten uns mal ins Kinder-, mal ins Seniorenheim. Sie zogen die Kutsche, im Winter den Rodelschlitten und eggten mit mir den Reitplatz. Sie dachten mit und retteten uns in manch kritischem Augenblick die Haut.

 

 

Sommer 2014

  

Sie ertrugen mich... meine Ungeduld, mein Unvermögen, wenn ich überfordert war und meinen Stress, wenn mal wieder was nicht klappte. Sie machten meinen Spagat mit zwischen dem Pferdestall und dem Leben mit zwei (damals Klein-)Kindern (geb. 2002 und 2005), in dem immer irgendwer zu kurz kam. Sie waren nie nachtragend für Fehlentscheidungen, Unangemessenheit und Unwissen, sie gaben und geben mir immer neue Chancen. 

 

Meine Pferde, ich möchte Euch an dieser Stelle von Herzen danken für alles, was ich mit Euch lernen darf! Ihr seid die Lehrer meines Lebens & ich werde mich weiterhin ständig darin üben, Euch gerecht zu werden. Letztendlich helft Ihr mir, mich in meinem Menschsein zu entwickeln und zu finden.

 

 

 

 

Nun zur Vorstellung:



Marlon, Connemara, Wallach, Stkm. 147cm, geb. 1997

  

Marlon ist das einzige meiner Pferde, das nicht irgendwie zufällig zu mir kam, sondern als ganz bewusst beim Züchter ausgesuchtes Jungpferd. Er sollte Susis Nachfolger werden, in erster Linie "mein" Pferd, und nebenbei auch noch Schulpferd für den Kinderbetrieb. Das waren ziemlich hohe Ansprüche an einen 4-jährigen, als er im Sommer 2001 leicht angeritten zu mir kam. In den ersten paar Jahren bestritt ich mit ihm die Ausrittführung meiner Reitgruppen, er lief als Kindervolti- und Therapiepferd, ging mit mir allein auf Wanderritt und im Einspänner auf Kutschtour. Im frei gerittenen Unterricht konnte ich ihn nicht einsetzen, da er mit unklaren Ansagen von Schülern überhaupt nicht umgehen kann.

Hochsensibel, schnell gestresst, und mit schlechtem Gleichgewicht ausgestattet, stellte er auch mich vor reiterlich scheinbar unlösbare Probleme. Die Hilfe kam dann endlich 2004, als ich Heike Hackenjos kennenlernte und anfing bei ihr Unterricht zu nehmen. Durch Marlon und Heike begann mein Weg in der École de Légèreté, wofür ich diesen Beiden sehr dankbar bin! 


Ich habe Marlon bereits als Ekzemer gekauft (und diese Tatsache natürlich völlig unterschätzt!), im Laufe der Jahre entwickelte er eine Heustauballergie und ein lichtinduziertes Headshaking, was sich alles je nach Jahreszeit massiv auf sein Nervenkostüm auswirkt. In den letzten Jahren habe ich meine Ansprüche an ihn auf ein Minimum reduziert (für mich nicht so einfach...), wodurch wir uns jetzt wirklich genießen können. Alles, was meinen anderen Pferden leicht fällt, ist mit Marlon ein großes Geschenk. Ein schöner Zirkel im Trab, ein spannungsfreier Bewegungsfluß, ein ausbalancierter Geländegalopp, ein fröhliches Miteinander in der Freiarbeit... mit Marlon sind diese Momente für mich großartig, berühren und beglücken mich. Ich wünsche mir oft, die Zeit mit ihm zurückdrehen zu können, um mit meinem jetzigen Wissen einen besseren Neustart mit ihm zu haben. Ich schulde ihm eine Menge und er wird immer mein "Herzenspferd" sein. 


In der Herde ist Marlon mein Sozialarbeiter. Er darf mit dem Ranghöchsten fressen und teilt mit dem Rangniedrigsten seinen Eimer. Er geht Streit aus dem Weg, aber alle orientieren sich an ihm. Er schirmt Schutzbedürftige gegen Angriffe ab und übernimmt die Aufsicht über kranke und verletzte Pferde. Er kümmert sich um kläffende überforderte Hunde, die dann vor seinen Hufen liegend friedlich schlafen können. Er schützte meinen Sohn, der mit dem Bobbycar unter ihm durchraste und meine Tochter, die 3-jährig vor ihn im vollen Galopp lief. Er hat noch nie jemanden verletzt, weder Mensch noch Tier. Marlon, danke dass Du bei mir bist, es ist mir eine Ehre!




 

Dunny, Connemara, Stute, Stkm. 150cm, geb. 1997

 

Dunny ist sehr eng mit Marlon verwandt. Beider Vater ist der Hengst Glaskopf Golden Merlin, Dunnys Mutter und Marlons Großmutter war Lonely Twin Golden Liberty der Züchterfamilie Buschmann im Westerwald. Marlon und Dunny sind zusammen aufgewachsen, bis sie 4-jährig verkauft wurden. Marlon kam zu mir, Dunny zu einer ambitionierten Reiterin nach Darmstadt. Dunny ist mit sehr ähnlichen Schwierigkeiten in punkto Reiten ausgestattet wie Marlon, wodurch ihre Vorbesitzerin 2006 mit den Nerven und ihrem Latein so am Ende war, dass sie entschied, sich von Dunny zu trennen. Nach einer Zeit mit Fohlen bei den Züchtern, kam sie dann 2007 zu mir. Nachdem ich mit Marlon bereits so vieles gemeistert hatte, hoffte ich, auch mit und für Dunny einen Weg zu finden. 


Auch Dunny ist Ekzemer, Stauballergiker und hat leichtes Head-Shaking, ist aber im Ganzen nervenstärker und unerschrockener als Marlon. Sie ist im Umgang unglaublich lieb und menschenbezogen. Ihre Lieblingsjobs bei mir wurden bald das Kindervolti, das Horsemanship/ Freiarbeit und Ausritte als Handpferd. Je mehr sie sich auf einen Menschen neben ihr, anstatt auf ihr, verlassen durfte, desto wohler fühlte sie sich. Im freien Reitunterricht ein Ferrari, zeitweise leider ohne Lenkung und Bremse... 


Seit ich keinen Anfängerunterricht mehr erteile, hat sich Dunny enorm gewandelt. Zeitgleich begann auch meine Tochter Meira, sich intensiv mit ihr zu befassen, die beiden sind seit etlichen Jahren ein festes Team. Freiarbeit, Horsemanship, ein wenig Zirkus, Légèreté, Springen, Gelände inkl. vollem Galopp ohne Sattel... die Beiden haben sich gesucht und gefunden. Gelegentlich schlägt auch der Dunny-Chaosfaktor wieder durch, aber damit können wir inzwischen alle gut leben.


Dunny verstarb im September 2020 im Alter von nur 23 Jahren an einer Kolik, ausgelöst durch ein Lipom, das sich um ihren Darm geschlungen hatte. Sehr tragisch für Meira und uns alle. Sie war ein sehr besonderes Pferd.








 

Yerry, Pony, Wallach, Stkm. 143cm, geb. 1998

  

So, auf dieses Pferd habt Ihr nun bis zuletzt warten müssen, auch wenn er ansonsten die meisten Fotos auf der ganzen Homepage stellt. Yerry habe ich 2007 als Schulpferd angeschafft, er kam kurz nach Dunny im August zu mir. Ich verliebte mich auf den ersten Blick in seine Farbe und sein freches Gesicht! Er hatte eine nicht wirklich gelungene Westernausbildung, biss sich auf leisesten Zügelkontakt selbst in die Brust, raste beim kleinsten Missverständnis unbremsbar rückwärts über den Platz, konnte heftig buckeln und besaß ein schwaches Selbstbewusstsein, welches er durch Giftigkeit und asoziales Verhalten in der Herde wettmachte. Die Umstellung auf freundliches bzw. gebissloses Reiten mit den Schülern verinnerlichte der schlaue Kerl innerhalb von 4 Wochen. Parallel dazu ritt ich ihn nach den Grundzügen der Légèreté, was ihm trotz seiner kurzen und etwas steifen (Pleasure-) Bewegungen nicht schwer fiel. Er hatte Spaß am Ausreiten (Achtung Bock-Galopp!), traute sich nach anfänglicher Unsicherheit über kleine Sprünge und wurde immer mutiger in Sachen Reiterspielzubehör.

Vertrautes Miteinander


Nachdem Marlon gesundheitlich und nervlich nicht wirklich belastbar und verlässlich ist, entschied ich mich dazu, die Ausbildung bei Philippe Karl bzw. Sabine Mosen 2011 mit Yerry zu beginnen. Obwohl es mir anfangs schwer fiel, ihm den Vortritt hierfür zu geben, war es wohl die beste Entscheidung, die ich habe treffen können! Yerry blühte auf, sobald er mit mir allein (ohne den ollen Marlon, der ihm zuhause immer die Show stiehlt...) auf Kurs fahren durfte. Seitdem veränderte sich alles an diesem Pony. Seine Bewegungen wurden groß, rund und weich, sein Selbstbewusstsein riesig. Er wurde entspannt in der Herde und das Buckeln hörte komplett auf. Während ich ihn im Unterricht mit den Kindern zeitweise als grantigen Energiesparer erlebte, der die Mitarbeit durchaus auch mal gänzlich einstellte, gab er auf den Kursen mit mir hochmotiviert sein letztes Hemd! Nach dem Motto "Ach komm, reg Dich ab, gib mir nen Keks und alles ist gut!" managte er mit mir die Höhen und Tiefen während dieser anspruchsvollen Ausbildung. So bestand ich mit diesem großartigen Pony im Sommer 2014 die Prüfung zur lizensierten Reitlehrerin der École de Légèreté. Danke mein bester Yerry, ich hoffe, wir können noch viel zusammen lernen!


Stand Anfang 2019: Yerry begleitet mich nach wie vor auf die Kurse bei Herrn Karl. Seine 21 Lenze merkt man ihm nicht an. Neben der Jambette lernt er gerade tatsächlich einzelne fliegende Galoppwechsel, womit ich nicht gerechnet hätte. Wir arbeiten an der Versammlung und an den Anfängen der Piaffe. Ich bin gespannt, wie weit wir noch kommen :-)






 

 

 

 

 





 

Gefährten der Vergangenheit 

 

Fernando, Württemberger Warmblut, Wallach, Stkm. 163cm, 1985-2017

 

Fernando lernte ich im Jahr 1995 auf dem Jugendhof in Heidelberg kennen. Nachdem ich dort 4 Jahre mit ihm als Voltigier-, Therapie- und Unterrichtspferd gearbeitet hatte, konnte ich ihn 1999 kaufen. Mit ihm und meinem Jugendpferd Susi (siehe Foto oben links), gründete ich meinen Reitbetrieb in Dudenhofen.


Fernando war das verlässlichste Reitpferd, das ich je kannte. Er brachte mir 20 Jahre lang jeden Reiter sicher nach Hause. In seiner Jugend war er im Springsport unterwegs, angeblich bis S trainiert und bis M platziert. Die meiste Zeit unserer gemeinsamen 20 Jahre erlebte ich ihn als konsequenten Energiesparer, der nicht schneller läuft als unbedingt nötig und der sich durch nichts und niemanden aus dem Rhythmus bringen lässt. Die letzten 2 seiner 32 Jahre lief er nur noch im Gelände, meist auch ohne Reiter, manchmal komplett frei mit dem Rest der gerittenen Herde mit ;-). Er wollte bis zuletzt nicht ganz wahr haben, dass es keine Schande ist, wenn man mit 32 seinen Warmblutkörper so langsam verlassen muss...


Danke Fernando für wunderbare und arbeitsreiche gemeinsame 22 Jahre!



 

 



Nico, Pony,  Wallach, Stkm. 120cm, geb. 1985-2017

 

Nico kam im April 2000 aus der Auflösung einer Jugendfarm zu mir. Er galt als faul und schlecht mitarbeitend. Keine Ahnung, wer solche Gerüchte in die Welt gesetzt hatte... Ich erlebte Nico anfangs zwar als ängstlich (ich denke er hatte gute Gründe, vor Besen, Mistgabeln und erhobenen Händen zu flüchten), ansonsten war er vom ersten Tag weg der beste Mitarbeiter, den ich mir vorstellen konnte. Nico war ein Pony, das einem Kind, das 40min der Reitstunde nicht verstand, was es tun soll, in den letzten 5min immer noch zuhörte und sich alle Mühe gab, die unklare Hilfengebung des Kindes irgendwie richtig zu interpretieren. Unglaublich, eigentlich ein wenig zu gut für diese Welt!

  

Meira & Nico 2016

Seit Sommer 2012 gehörte Nico offiziell meiner Tochter Meira. Für Beide begann eine großartige Zeit. Nico freute sich, in Meira eine feste Bezugsperson zu haben, die nicht nur ritt, sondern auch endlos putzte, grasen ging, ihn vom Boden bespaßte, Zirkuslektionen und Freiarbeit mit ihm übte. Meira hatte mit Nico ein erfahrenes, zuverlässiges (aber keineswegs langweiliges!) Pony, mit dem sie alleine ausreiten dufte, und allerlei anstellte, was Beiden Freude machte. Er war sicher der wichtigste vierbeinige Begleiter ihrer Kindheit.


Nico, wir vermissen dich noch immer. Hab vielen Dank, dass du bei uns und vor allem für Meira ein so wunderbarer Begleiter warst!